Bei einer Spielemesse denkt man in erster Linie an Videogames, Dungeons and Dragons und pädagogisch wertvolle Brettspiele. Entgegen dieser Vorstellung wartet die gamescom jedes Jahr aufs Neue mit Ständen und Events für alle Kreativen auf; von Cosplay-Workshops über Fanart bis hin zu Konzerten. Letztere habe ich dieses Jahr ein bisschen genauer unter die Lupe genommen und ein paar persönliche Eindrücke gesammelt.
Die gamescom, deren ursprüngliche Wurzeln in Leipzig liegen, tagt in 2025 zum 23. Mal. Sie ist die größte Messe für elektronische Unterhaltung weltweit und bietet fünf Tage lang allerlei Möglichkeiten, sich zu vernetzen. Es werden Newcomer-Spiele vorgestellt, Medienschaffende veranstalten Fantreffen, Fachbesuchende knüpfen in der Business-Area Kontake und vieles mehr.
Das Messegelände in Köln ist mit 400.000 Quadratmetern Grundstücksfläche nicht zu unterschätzen. Je nachdem, für welchen Eingang man sich entscheidet, ist die Ankunft ein kleiner Marathon. Auch auf der Messe selbst muss man aufpassen, wo man lang geht, denn mit etwas Pech landet man wegen der Einbahnstraßenregelung auf der anderen Seite des Geländes. Doch zum Glück führen viele Wege nach Rom, sodass man früher oder später immer dort ankommt, wo man ursprünglich hin wollte. Bei den ganzen Flügeln, Perücken und Einkaufstaschen, die ich abbekommen habe, ist diese Sicherheitsmaßnahme ohnehin nötig, weil das aufgeregte Gedränge der insgesamt 357.000 Besuchenden kein Ende fand.
Wer wie ich keine Lust hat, sich für Spiele anzustellen und dabei fünf mal den Trailer zu sehen, ist bei den Bühnen gut aufgehoben. Dort habe ich den ersten musikalischen Eindruck sammeln dürfen: Die Band Jiggy Tones. Die Mitglieder Ben, Julia, Gülsen, Jakob und Niko covern berühmte Spiel-Soundtracks und sind damit die offensichtliche Wahl für eine Messe wie die gamescom.
Das Kampflied “Last Surprise” aus 2019 von Persona 5, einem Urban Fantasy RPG, in dem Jugendliche die Herzen korrupter Erwachsener infiltrieren, um sie zu besseren Menschen zu machen und das politische System zu verändern.
Der Song “Megalovania” aus 2017 hat eine komplexe Geschichte, ist aber am besten aus dem Endboss-Kampf des Videospiels Undertale bekannt. In dem Indie-RPG begleitet man ein Kind, das zurück an die Erdoberfläche will, nachdem es in eine Schlucht gefallen ist. Auf der Reise begegnet man Monstern und kann entscheiden, ob man sich mit ihnen anfreunden oder sie umbringen will.
“One Winged Angel” aus 2022 ist der Theme-Song des Antagonisten Sephiroth, der ein rachsüchtiges Alien-Genexperiment ist, vom Videospiel Final Fantasy VII Remake. Der Protagonist des Spiels befindet sich im Widerstand gegen einen Großkonzern, der seinem Planeten die Lebensenergie stiehlt.
In Halle 6 stolperte ich gleich über die nächste Band. Anscheinend handelte es sich um das beliebte Open-World-Spiel Genshin Impact, von dem in meinem Umfeld dauernd geschwärmt wird, für das hier Werbung gemacht wurde.
“Devastation and Redemption” aus 2022 wird im Online-Rollenspiel Genshin Impact vom Charakter Yun Jin gesungen, der eine Opernsängerin darstellt. In Genshin Impact erforscht man eine fremde Fantasy-Welt an der Seite von kunterbunten Charakteren, aus denen man sich ein Team zusammenstellen kann, um gegen Monster zu kämpfen.
Außerhalb der Hallen gab es auch einiges zu sehen. Hätten meine Füße es mitgemacht, wäre ich noch zur Hauptbühne am Hohenzollernring gegangen. Zum Beispiel gab dort das Chemnitzer Indie-Pop-Trio Blond ein Konzert. Satirisch, ehrlich und kompromisslos glitzernd spielen die Schwestern Nina und Lotta zusammen mit ihrem Kindheitsfreund Johann das, wonach sie sich gerade fühlen.
Das Lied “mein boy” aus 2022 war mein erster Kontaktpunkt mit Blond. Aufgebaut wie ein Standard-Liebeslied liefert es im Refrain einen amüsanten Plottwist: Ninas Boy ist gar kein Liebhaber, sondern ihr Psychotherapeut.
Nach Blond gab es Blumengarten auf die Ohren. Das relativ neue Duo aus NRW entstand erst 2021, hat aber bereits Songs mit Musikgrößen wie CRO oder Paula Hartmann. Vom Klang her sind sie ruhig und sentimental, perfekt für einen sanften Ausklang des turbulenten gamescom-Samstags.
“Daheim” aus 2024 ist eine zuckersüße Bekenntnis zur Zusammengehörigkeit.
Die gamescom 2025 erzielte einen Anstieg an Besuchenden, der beinahe an Vor-Corona-Zeiten grenzt. Persönlich liebe ich schon immer den Mix verschiedener Nerd-Kulturen und finde es überaus bereichernd, überall reinzuschnuppern. Einziges Manko: Die Preise sind astronomisch hoch. Aber was Musik angeht, kann man sich über das Preis-Leistungs-Verhältnis kaum beklagen, denn nahezu in jeder Halle gibt es den ganzen Tag Shows zu sehen.
Mich hat die Messe alles andere als enttäuscht und ich freue mich, nächstes Jahr wieder am Games-Kult-Tumult teilhaben zu dürfen.
Redaktion: Siento Wege
Grafik: gamescom
Quellenverzeichnis:
https://www.gamescom.global/de
https://www.koelnmesse.de/location-und-services/hallen-und-gelaende/
https://www.gameswirtschaft.de/gamescom/gamescom-2025-besucherzahlen-240825/
https://www.studentenwerk-dresden.de/wirueberuns/ratgeber-221.html
https://www.instagram.com/p/DNQ4UlSM9Zj/
https://megamitensei.fandom.com/wiki/Persona_5
https://www.youtube.com/watch?v=ZNGqBDRJgvo&list=RDZNGqBDRJgvo&start_radio=1
https://www.youtube.com/watch?v=0FCvzsVlXpQ
https://undertale.fandom.com/de/wiki/Undertale
https://youtu.be/KbB4YS8xFjI?si=jsq82eay64MKKWfh
https://genshin.hoyoverse.com/en/character/liyue?char=15
https://www.gamescom.global/de/program/gamescom-city-festival
https://thecircle.de/blogs/popkultur/blumengarten-im-interview-nicht-nur-eine-susse-liebessong-band