Interview - Faun

Interview - Faun

FAUN präsentieren Pagan-Folk vom Feinsten. Das aktuelle und mittlerweile zwölfte Studioalbum „Pagan“ erschien dabei erstmals beim eigenen Label. Sänger und Multiinstrumentalist Oliver „Satyr“ sprach im Interview mit GEMS ‘n‘ ROLL unter anderem über dieses Album und die anstehende Europatournee, sowie über die neueste Single „Ylfa Spere“, die am 17. Februar 2023 veröffentlicht wurde. Daneben berichtete er von seinem bald erscheinenden Solo-Projekt, „Oliver Satyr – MUNIN“.

 

 

GnR: Ein paar Monate zuvor habt ihr den ersten Part eurer Pagan-Europatournee bestritten. Wie war es rückblickend?

Oliver: Sehr schön. Wir könnten mit dem momentanen Status-Quo gar nicht zufriedener sein. Die neue CD ist ja auch zum ersten Mal beim eigenen Label erschienen, was natürlich ein gewisses Risiko birgt. Die CD kam aber sehr, sehr gut an.

 

GnR: Bald beginnt der zweite Teil eurer Europatournee, auf der ihr auch im Saarland vorbeischaut, nämlich am 27. April 2023 in Neunkirchen. Worauf freut ihr euch dabei am meisten?

Oliver: Wir kommen jetzt in einige Länder und Städte, in denen wir noch nie waren. Also wir waren noch nie in Skandinavien, bis auf ein Festival in Norwegen. Wir waren erst ein Mal im Baltikum, aber in den Ländern, wo wir jetzt sind, noch nicht. Es ist sehr spannend neue Länder zu bereisen und die Reaktionen zu sehen. Wir können uns jetzt quasi in das gemachte Nest setzen, denn die Show aus dem ersten Teil läuft und war wirklich schön und jetzt werden wir das ganze einfach nochmal machen. Also das ist ein richtiger Luxus gerade.

 

GnR: Seit 2020 ist Adaya Mitglied eurer Band. Wie haben sich eure Wege gefunden?

Oliver: Über Festivals ehrlich gesagt. Sie hat damals noch bei einer anderen Gruppe gespielt und so haben wir uns auf einem Festival kennen gelernt. Wir haben dann schnell herausgefunden, dass wir einen sehr ähnlichen Geschmack haben. Also wir haben uns dann über absurde Gitarrenstimmungen, Saiteninstrumente und Bands unterhalten, und so haben wir dann angefangen Kontakt zu halten, um sich auszutauschen und ein bisschen Musik zu machen. Ich hatte sowieso das Gefühl, dass ich mit ihr unbedingt Musik machen möchte und als dann der Wechsel bei FAUN ins Haus geflattert kam, da war es nur naheliegend, Adaya zu fragen.

 

GnR: Welche Instrumente spielt Adaya in der Band?

Oliver: Sie ist unglaublich vielseitig. In der Band hat sie die Position als zweite Sängerin und hauptsächlich für die ganzen Blasinstrumente. Aber sie bringt auch Harfe, verschieden Lauten und sogar griechische Lyra mit, also sogar ein Streichinstrumente. Und das ist natürlich für den musikalischen Ausdruck wunderbar dass wir jetzt unsere Instrumentierung noch viel individueller anpassen können.

 

GnR: Ich finde auch, dass sich Adayas und Lauras Stimme harmonisch sehr gut ergänzen.

Oliver: Absolut, und das ist ein Luxus. Denn bei FAUN ist die Konstellation etwas schwierig: Wir brauchen Leute mit einer schönen Stimme, aber auch Leute die zuhören können und im Satzgesang funktionieren.

 

GnR: Wie gefällt es Adaya mit euch im Studio und auf Tour zu sein?

Oliver: Super, das ist ja das Schöne daran. Es könnte nicht besser laufen. Aber es ist auch krass, denn sie macht ja auch selbst Musik als Solokünstlerin und hat vorher auch eine Band gehabt. Es gibt so tolle Musiker, wie zum Beispiel Adaya, die doch vor sehr wenig Publikum spielen und die es aber verdient haben, auf einer großen Bühne zu stehen, weil sie wirklich tolle Musiker sind.

 

GnR: Im Dezember habt ihr ein Live-Video von „Zeit der Raben“ veröffentlicht, mit dem Gedanken, Hoffnung in die Welt hinauszutragen.

Oliver: Genau, das ist in der Pandemie entstanden. Denn als Musiker reflektiert man natürlich auch die Welt um sich herum: Was macht man denn in einer Krise, wie verhält man sich? Es gibt ja viele Themen, die uns belasten. Aber ich glaube, bei großen Themen, wie jetzt zum Beispiel Klimaerwärmung und Umweltzerstörung, ist es wichtig, niemals die Hoffnung aufzugeben, denn man muss irgendwie weitermachen. Nur so geschehen vielleicht Wunder.

 

GnR: In den Kommentaren zu dem Lied kann man lesen, dass der Text viele Leute ansprach und berührte.

Oliver: Genau, und das ist sehr schön, dass man als Musiker nicht nur Unterhaltung bietet, sondern auch teilweise die Leute zum Nachdenken inspiriert.

 

GnR: Der Song entstand bereits während der Pandemie, passt aber textlich immer noch sehr gut zu den aktuellen Umständen. Habt ihr damals beim Schreiben des Songs damit gerechnet, dass der Song nach so langer Zeit noch so aktuell sein kann?

Oliver: Ich hatte eigentlich gehofft, dass der Song in kürzester Zeit fürchterlich unaktuell sein wird, denn keiner braucht diese Krisen. Ich habe gerade eine Solo-CD fertiggestellt, die im April rauskommt. Und da ist ein Lied Namens „You should have seen me there zu finden, welches von der Absurdität des Krieges berichtet und welches ich vor über zehn Jahren geschrieben habe. Es ist wirklich erschreckend, wie aktuell solche Lieder bleiben, weil der Mensch einfach nicht dazu lernt.

 

GnR: Du hast es gerade angesprochen: Wir dürfen in naher Zukunft eine Solo-CD von dir erwarten.

Oliver: Genau. Das Soloprojekt namens „Oliver Satyr - MUNIN“ ist entstanden, weil ich einfach sehr viele Lieder über die letzten Jahre geschrieben habe, die nicht immer zu FAUN gepasst haben und die es nirgends zu hören gab. Diese Lieder habe ich jetzt nochmal neu aufgenommen und werde sie im April veröffentlichen, mit einem schönen Buch, in dem die Hintergründe erklärt werden. Das kann man dann entweder im Internet finden oder im Webshop von FAUN oder auf Konzerten kaufen.

 

GnR: Auf eurem aktuellen Album Pagan habt ihr mit Linda-Fay Hella von Wardruna und mit Eluveitie zusammengearbeitet. Wie kamen diese Kooperationen jeweils zustande?

Oliver: Uns ist es wichtig, dass eine Zusammenarbeit sehr organisch entsteht, dass man sich bereits kennt und ähnliche Vorstellungen hat. Mit Eluveitie sind wir eng verknüpft, weil Laura mit dem Gitarristen zusammen ist und wir sehr viel Zeit miteinander verbringen. Mit Wardruna haben wir uns auf Festivals oft getroffen und wir verstehen uns ebenfalls sehr gut. Vor ein paar Jahren haben wir mit dem männlichen Sänger von Wardruna einen Song gemacht. Diesmal ging es um den weiblichen Aspekt der alten nordischen Magie und da war es dann logisch, mit der weiblichen Sängerin von Wardruna diese Reise in den musikalischen Norden zu unternehmen.

 

GnR: Ist der Song Gwydion fest in eurer Setlist drin? Wenn ja, wie präsentiert ihr das Lied live?

Oliver: Jetzt auf der Pagan-Tour spielen wir ihn auf jeden Fall, denn es ist ein sehr schöner, starker Song geworden und wir haben uns natürlich auch überlegt, wie wir das umsetzen. Der hintere Liedtext, der von Chrigel, dem Sänger von Eluveitie, gesungen wird, ist ein altes, walisisches Gedicht. Er singt das Originalgedicht, das wunderschön ist und das eine ganz tolle Bedeutung hat, weil letzten Endes ein Druide gegen den Herrn der Unterwelt in die Schlacht zieht, und diese Schlacht gewinnt er, indem er Bäume lebendig werden und diese für ihn kämpfen lässt. Wir haben das dann umgestellt, weil ich das Gefühl hatte, dass ich keinen Metalgesang machen kann und auch nicht im Originaltext singen will. Jetzt singe ich den Teil in deutscher Sprache, was auch Vorteile hat, da man ein bisschen mehr von dem wunderschönen Text versteht.

Noch dazu arbeitet Stephan, unser Drehleierspieler, toll mit Effekten und hat den Klang der Drehleier bis ins Präziseste ausgearbeitet, so dass sie teilweise wirklich wie eine E-Gitarre klingt.

 

GnR: Woher kam die Idee, dem Album Pagan ein Begleitbuch beizufügen?

Oliver: Naja, das war ein schwieriges Album. Pagan heißt ja „heidnisch“ oder „vorchristlich“ und es gibt sehr wenig Quellen, also man muss unglaublich lange suchen, bis man diese vorchristlichen Quellen gefunden hat, weil von den Germanen gar nichts aufgeschrieben worden ist. Es ist teilweise verschlüsselt oder von Christen aufgeschrieben worden und da hat es sich angeboten, zu erklären, was heutzutage Naturreligion überhaupt bedeutet und auch was für Lehrer und Scharlatane es gibt. Und so wollen wir nicht nur Musik machen, sondern eine Einführung in diesen Paganismus liefern und da ist eine Buchform sehr schön, in dem wir auch tolle Autoren haben zu Wort kommen lassen und lange Erklärungen über die Hintergründe liefern, von was wir da überhaupt singen.

 

GnR: Vor wenigen Tagen habt ihr eine neue Single veröffentlicht, „Ylfa Spere“. Wovon handelt der Song?

Oliver: Der Ursprung ist das Lacnunga, ein altenglischer Zauberspruch aus dem zehnten Jahrhundert. Dieser ist eigentlich gegen Hexenschuss oder den Beschuss mit Elfenpfeilen. Es könnte sein, dass es Rheuma war, man ist sich nicht ganz sicher. Wir haben dann diesen Zauberspruch genommen, der eigentlich aus christlicher Perspektive ist und nur den Teil davon vertont, der Hexen als wild und frei beschreibt, denn aus unserer Perspektive sind Hexen und Elfen ja nichts Böses, sondern etwas sehr Gutes. Außerdem haben wir den Teil dieses alten magischen Textes vertont in dem man wirklich den Schmerz oder Pfeil herauszieht. Und das werden wir dann auch gemeinsam mit dem Publikum singen auf unseren nächsten Konzerten. Wer weiß, vielleicht kommt ja jemand, der einen Hexenschuss oder Rheuma hat und danach geheilt ist. Wir wollen keine Garantie übernehmen, aber die Möglichkeit besteht.

 

GnR: Vielen Dank für das Interview!

 

Redaktion: Celin Ost

Foto: Iseris-art.de

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