Post-Hardcore aus dem Südwesten Deutschlands
All of Mine, das sind Manuel (Sänger), Stadtfeld (Bassist), Julian (Lead-Gitarre), Simon (Schlagzeug) und Niclas (Rhythmus-Gitarre).
In unserem Interview mit Julian und Manuel könnt ihr mehr über die Entstehungsgeschichte der Band erfahren. Hier erzählen uns die beiden Musiker auch, was für sie die Essenz ihrer Musik ist und wie sie ihre Musik machen.
Gemeinsam vereinen die Jungs in ihren Songs Klänge von Post-Hardcore mit Alternative Rock und Shoegaze. Dabei ist ihre Musik sehr kraftvoll und ausdrucksstark, bleibt dabei aber immer atmosphärisch und melancholisch. In ihren Songs verarbeiten die Musiker Wut und Trauer und erzählen Geschichten rund um Gefühle. Dabei spielen die Vergänglichkeit der Liebe und der Umgang mit Verlust eine große Rolle. Die Band möchte mit ihrer Musik die Hörer zum Nachdenken anregen und inspirieren. Ihre Musik soll nicht nur unsere Ohren beschallen, sondern uns Emotionen und Erfahrungen fühlen lassen.
Diese Themen bilden so auch Grundlage für Ihr erstes Album „Zerfall“. Das Album, welches sie selbst produziert haben, ist am 05.08.2022 erschienen. Darin spiegeln sich Vorbilder der Band wie Casey, Deafheaven oder Karnivool wider. Mit Songs unterschiedlicher Intensität ist das Album ein musikalisches wie klangliches Abenteuer.
GnR: Ihr macht jetzt schon einige Jahre gemeinsam Musik. Wie habt ihr euch als Band eigentlich zusammengefunden?
Julian: Die Geschichte der Band ist sehr ausschweifend. Im Prinzip hat es damit angefangen, dass wir in der Schule mit ein paar Leuten Musik machen wollten, da waren wir noch sehr jung. Unser damaliger Gitarrist hatte zu der Zeit einen Schlagzeuger, den er aus der Schlagzeugschule kannte, mit in die Band gebracht. Wir haben dann die üblichen Punk- und Rocksongs gespielt. Im Laufe der Zeit gab es einige Wechsel in der Besetzung der Band. Etwa drei Jahre später kam dann Manuel dazu und wir haben angefangen eigene Songs zu spielen, welche eher in Richtung Metal gingen.
Manuel: Ich habe zufällig über einen Freund gehört, dass All of Mine eigene Songs schreiben möchten und jemanden suchen, der da drüber schreit. Ich habe dann direkt gesagt „Ja okay, probiere ich“.
Julian: Im Jahr 2017 haben wir unsere erste EP aufgenommen, danach ist es ein bisschen bergab gegangen, es hat einfach ein die Motivation gefehlt. Aber 2018 haben wir uns dann entschieden, dass wir mit der Mucke weiter machen wollen und neue Songs spielen möchten. Seit 2020 sind wir in unserer aktuellen Band-Besetzung.
GnR: Hattet ihr musikalische Vorbilder?
Manuel: Damals waren wir schon stark von Metalcore inspiriert. Unser damaliger Songschreiber hatte sich auch ein bisschen an Progressive Metal und Djent versucht, was dafür sorgte, dass die Songs rhythmisch ein bisschen durcheinander kamen, weil es für uns als junge Musiker doch ein bisschen zu chaotisch war. Spaß gemacht hat es trotzdem. Bei unserem Neustart haben wir uns allerdings für einen deutlich anderen Musikstil, Richtung emotionaler Post-Hardcore entschieden. Die Band Casey hat uns damals sehr inspiriert.
GnR: Wie kam es zu eurem Bandnamen?
Julian: Wir haben mit verschiedenen Bandnamen experimentiert und auch einen Bandnamengenerator verwendet und irgendwann ist der Name All of Mine herausgekommen. Der Vibe des Namens hat uns dabei sehr gut gefallen und wir haben uns entschieden ihn zu behalten.
GnR: Was gefällt euch an eurer Musik am besten und warum sollten die Leute eure Musik hören?
Manuel: Mir persönlich gefällt ganz besonders, dass wir versuchen, Emotionen und Erfahrungen, die wir gemacht haben, in unseren Songs zu verarbeiten. Wir sprechen Themen wie mentale Gesundheit an, was für mich ein sehr wichtiges Thema ist. Wir schaffen so einen Unterschied zwischen Musik, die man einfach nur hört und solche Musik, wo man mal innehält und sich über den Text Gedanken macht. Genau das wollen wir mit unserer Musik erreichen.
Julian: Für mich ist es besonders schon zu sehen, dass unsere Musik (scheinbar) Leute bewegt.
GnR: Ihr habt jetzt euer erstes Album veröffentlicht, wie fühlt sich das für euch an?
Julian: So ein Album selbst zu produzieren ist irgendwie auch ein Fluch, weil man sich mit vielen Kleinigkeiten aufhält und ich da immer sehr pedantisch bin. Aber ich bin mit dem Album grundsätzlich sehr zufrieden und freue mich darauf, das wir in Zukunft auf dem Album aufbauen können. Das ist schon ein sehr gutes Gefühl. Ich habe bei mir auf dem Schreibtisch auch immer die CD stehen, weil es mich stolz macht, sie dort jeden Tag zu sehen.
Manuel: Zerfall war für uns ein ziemlich großer Meilenstein und ich bin auch musikalisch sehr zufrieden.
GnR: Woher kommen eigentlich die Ideen für eure Songs? Wer übernimmt welche Rolle beim Kreieren neuer Musik?
Julian: Die Songs fangen meistens mit Gitarrenriffs an, welche ich schreibe und die anderen legen nach und nach ihre Instrumente darüber. Die Themen überlegen wir uns meistens zusammen, wobei Manuel die Texte schreibt. Die Zusammenarbeit bringt den Stein aber ins Rollen.
Manuel: Wir haben also zu Beginn eine Menge instrumentaler Demos, zu welchen ich mir, passend zu der Stimmung, Texte überlege. Mir ist wichtig, dass der Vibe und die Atmosphäre von den Songs passen. Ich überlege mir, was will der Song aussagen, wie klingt er und wie drücke ich das dann textlich aus.
GnR: Welche Themen und Emotionen in eurem neuen Album spielen für euch eine große Rolle? Welche Botschaft möchtet ihr vermitteln?
Manuel: Wir haben auf dem Album Songs mit verschiedenen Stimmungen und Intensität. Es hat ganz oft mit Liebesgeschichten zu tun, inspiriert von Casey´s erstem Album mit dem Namen „Love is not enough“. Darin geht es viel um gescheiterte Liebe, mit welchen Problemen man dann zu kämpfen hat. So haben wir auch mit einer Liebesgeschichte angefangen, aber auch härtere Themen wie zum Beispiel Substanzmissbrauch, Depressionen oder Demenz. Das hat zur Folge, dass es auch mal etwas härter wird.
Julian: Wir wollten mit der Band eher ernstere und persönlichere Themen ansprechen. Zerfall behandelt dabei mentale Probleme. Ich bin in Zukunft aber auch offen für weitere Themen wie soziale und gesellschaftliche Themen.
GnR: Welchen eurer Songs sollte jemand hören, der euch als Band neu entdecken möchte?
Manuel: Darüber habe ich mir auch schon Gedanken gemacht. Zum einen haben wir auf der neuen Platte den Song Arcadia. Wenn jemand wissen will, was wir so drauf haben, würde ich dieses empfehlen. Für den perfekten Gesamteindruck empfehle ich aber den Titel No Windows No Doors. Dieser Song trifft die Essenz, wie wir die anderen Songs auf dem Album geschrieben haben, gut. In dem Song ist von allen anderen etwas mit drin.
GnR: Wie war es für euch, das neue Album live bei eurer Release Show im Studio 30 vor Publikum zu spielen?
Julian: Wir hatten einige Songs von Zerfall vorher schon veröffentlicht und gespielt, aber es war trotzdem sehr geil.
Manuel: Für mich war es auch eine super geile Erfahrung. Wir hatten das Album von vorne bis hinten chronologisch durchgespielt. Das war für mich, der das Album in der Zwischenzeit rauf und runter gehört hat, etwas ganz Besonderes. Auch, dass haufenweise Leute mit unseren Shirts in der ersten Reihe gestanden haben und mitgesungen haben, war für mich sehr surreal.
GnR: Was sind eure musikalischen Pläne für die Zukunft?
Manuel: Wir haben uns da schon ein paar Dinge überlegt, wo wir uns musikalisch hin entwickeln möchten. Wir wollen nicht exakt denselben Stil nochmal machen und dafür weitere Einflüsse aus Shoegaze und vielleicht sogar Black Metal einfließen lassen.
GnR: Vielen Dank für das Interview und viel Erfolg für die Zukunft!
Mehr Infos zur Band und ihrem neuen Album könnt Ihr auf der Bandcamp Seite https://allofmine.bandcamp.com nachlesen:
Redaktion: Mike Müller
Foto: Aaron Feller