Interview - Suicide Sailor

Interview - Suicide Sailor

Ingo (Gesang & Gitarre), Pascal (Gitarre & Background-Gesang), Elias (Schlagzeug), Michael (Gitarre & Background-Gesang) und Tim (Bass) - das ist Suicide Sailor, eine Punk-Rock Band aus Riegelsberg im Saarland (DE). Zu fünft machen sie seit 2017 gemeinsam Musik und in vielen Angelegenheiten hat der Zufall ihnen geholfen … doch lest selbst:

 

GnR: Hey, schön, dass es bei dreien von euch geklappt hat! Erzählt doch mal, wie habt ihr euch zusammengefunden als Band?

Ingo: Angefangen hat alles 2015, mit Tim, Michael und mir. Tim hat den Bass von seinem Papa geklaut, mein Bruder Michael hat sich von einem Kollegen die Gitarre ausgeliehen und ich habe mir ein altes Schlagzeug von einem Jugendzentrum geborgt. Irgendwann in der Schule haben wir darüber geredet, dass wir jetzt alle Instrumente spielen und dann haben wir uns in der Gartenhütte getroffen und haben zusammengespielt. Nachdem wir dann die ersten drei Akkorde zusammenspielen konnten, haben wir beschlossen eine Band zu gründen.

 

GnR: Wie kam es zu eurer aktuellen Besetzung?

Ingo: Wir hatten ja schon ziemlich viele Musikerwechsel. 2019 hatten wir noch eine ganz andere Besetzung, da hatten wir auch noch einen anderen Schlagzeuger, der hat dann angefangen zu studieren und hatte nicht mehr genug Zeit. Da ist dann Elias dazugekommen und dann später mussten wir auch unseren Gitarristen aus ähnlichen Gründen austauschen. Den Pascal, den haben wir quasi von der Straße aufgelesen (alle lachen). Wir hatten ihn 2018 auf einem Geburtstag kennengelernt und über Musik geredet und man sich auch danach immer mal wieder gesehen. Schließlich haben wir dann einen neuen Gitarristen gesucht. Wir proben in Walpershofen, einem Ortsteil von Riegelsberg, und da habe ich mich dann gefragt, wer da prädestiniert wäre um die Gitarre zu übernehmen, auch von der Entfernung her. Und Pascal kann zu Fuß zum Proberaum laufen, das hat dann einfach gepasst.

Pascal: Das war 2021 mitten im Lockdown.

Ingo: Ja genau, da habe ich ihm dann einen unserer neuen Songs geschickt, die wir zu der Zeit geprobt haben und den hat er dann gelernt und gleich in der ersten Probe hat das dann funktioniert und dann war er dabei.

Pascal: Ja wir haben auch alle direkt so zusammengegriffen, wir verstehen uns immer noch alle einwandfrei. Wir haben eigentlich nie irgendwelche Streitigkeiten oder so.

Ingo: Was man Pascal wirklich zu Gute halten muss: Anfang April ist er zu uns gekommen und im Juli haben wir schon mit ihm zusammen im Tonstudio gesessen. Also alles, das komplette Spektrum, hat er innerhalb von kürzester Zeit in seinen Kopf gehämmert und hat es einfach hinbekommen. Und im September haben wir zusammen das erste Mal auf der Bühne gestanden.

 

GnR: Wie kam es zu euren Bandnamen?

Ingo: In der Anfangszeit waren wir irgendwann in unserer Gartenhütte, unserem damaligen Proberaum, und haben komplett übertrieben mit dem Bass und dem Schlagzeug, da haben dann die Teller in den Regalen getanzt, so hat das gewummert. Von sehr vielen Nordseeurlauben mit meinen Eltern war die Gartenhütte vollgestellt mit Souvenir-Shop-Zeug, also Flaschen mit Schiffen drin und sowas und eben auch einem Porzellan-Seemann. Der hat dann genauso wie die Teller angefangen zu tanzen auf dem obersten Regal und ist dann runtergesegelt und unserem damaligen Gitarristen knapp am Kopf vorbeigeflogen. Der hat dann so gesagt „Boah, ein Selbstmordattentäter, ein Selbstmord-Seemann“. Daraus wurde dann Suicide Sailor. Damals waren wir sowieso gerade auf der Suche nach einem Bandnamen und das hat sich dann tatsächlich so festgefahren.

 

GnR: Auf euren Bildern im Social Media tragt ihr rot-schwarze Karohemden, ist das euer Bühnenoutfit und wenn ja, wieso habt ihr euch für genau dafür entschieden?

Ingo: Ja, doch mittlerweile ist das schon unser Bühnenoutfit. Auf einem Konzert, das wir auf dem Geburtstag einer Freundin gespielt haben, hatten wir zufälligerweise alle ein Karohemd an - außer Tim, der hatte einen weißen Pulli an, den, den er jetzt zufälligerweise auch anhat.

Tim (lacht): Das ist mein Lieblingspulli!

Ingo: Naja also jedenfalls war das damals Zufall und dann hat irgendwer von uns gesagt, dass wir das doch zu unserem Markenzeichen machen sollten. Später im Lockdown habe ich mir dann Videos von den Auftritten angeguckt und habe mir gedacht, dass wir aussehen wie Teletubbies mit den vielen Farben, das war mir ein bisschen zu bunt, das hätte auch eine Kinderband sein können. Und dann haben wir uns für rot-schwarz entschieden, weil das aggressiver ist und besser zu uns passt.

Tim: Zum Thema Kinderband: Wir hätten auch fast in einem Kindergarten einen Auftritt gehabt. Ingo: Stimmt, das wäre fast unser erster Auftritt nach dem Lockdown gewesen. Wir hätten dann auf der Abschlussfeier des Kindergartens in Bexbach spielen und ihre Schulzeit einläuten dürfen. Unser Schlagzeuger macht dort eine Ausbildung zum Erzieher und hat dann irgendwann auf der Arbeit erzählt, dass er in einer Band ist und traf damit auf Begeisterung. Ich weiß nicht, ob die sich die Musik da vorher mal angehört hatten und gewusst haben, was sie da auf die Kinder loslassen wollten. Schade, dass es dann nicht stattgefunden hat wegen Corona.

 

GnR: Ach schade, aber hey, vielleicht ein andermal… Was macht ihr Anderen neben der Musik?

Ingo: Michael macht im Moment den Meister zur Fachkraft für Abwassertechnik und ich arbeite als Forstwirt.

Pascal: Ich studiere Informatik in Saarbrücken im fünften Semester. 

Tim: Und ich studiere Bauingenieurwesen an der HTW in Saarbrücken, da bin ich jetzt auch fast fertig mit dem Bachelor, danach mache ich dann noch den Master.

 

GnR: Ihr habt ja gesagt, ihr macht Punkrock. Habt ihr musikalische Vorbilder, an denen ihr euch orientiert oder die euch inspiriert haben?

Ingo: So richtig als Punkrockband würde ich uns eigentlich nicht beschreiben. Das ist eher so der Grundbaustein, mit dem alles angefangen hat. Mittlerweile spielen wir aber auch andere Musikrichtungen. Bei mir zum Beispiel sind Greenday und The Offspring Vorbilder, das sind ja auch Punkrockgrößen aus den 2000ern, und auch Nirvana, also Grunge. Bei den Anderen sieht’s wahrscheinlich ein bisschen anders aus.

Tim: Wir haben auch so Einflüsse aus Rise Against, Billy Talent, sowas in die Richtung ist auch viel dabei, so Alternative Rock.

 

GnR: Woher kommen die Ideen für die Songs und wie sieht der Entstehungsprozess aus?

Ingo: Das Grundgerüst kommt immer von mir, das hole ich dann mit in die Probe. Den Text schreibe zu einem Großteil ich, nur manchmal wenn ich mir unsicher bin, auch mit dem Englischen, dann hole ich mir da auch Pascal oder Tim dazu oder so.

Pascal: Und wenn man so ein Lied dann probt, dann probiert man auch immer noch Sachen aus, da bleibt dann auch Einiges hängen.

Ingo: Genau. Seitdem Pascal oder Elias dabei sind, passe ich die Songs, wenn ich sie schreibe, auch an die Leute an und überlege mir, was sich nach der jeweiligen Person anhört. Elias zum Beispiel kommt eher aus dem jazzigen Bereich, zumindest spielt er das gerne, und dann überlege ich mir auch, was da so in der Richtung in den Song passen könnte.

Aktuell versuchen wir außerdem statt einzelner Songs ein komplettes Konzeptalbum zu schreiben, ein Album, das eine komplette Geschichte erzählt, die man wie ein Theaterstück aufführen könnte. Da geht es um Drogenexzesse, jemanden, der komplett die Kontrolle über sein Leben verliert.

 

GnR: Dann scheinen uns ja noch einige spannende Auftritte zu erwarten - Welches war bisher euer größter oder aufregendster Gig?

Ingo: Unser größter Gig war unser allererster, der Goldene Scheinwerfer 2017. Das ist ein Nachwuchsfestival mit einem Einflussbereich über die Grenzen von Rheinland-Pfalz hinweg und dementsprechend waren da auch einige Bands da und auch viele Leute. Da sind wir das erste Mal überhaupt öffentlich aufgetreten. Das Geilste daran war auch noch, dass wir unter zwanzig Bands den Hauptpreis im Publikumsvoting gewonnen haben. Auch toll war das erste Konzert nach Beginn der Corona-Krise, das hat sich wie ein Neustart angefühlt.

Pascal: Das war eben auch das erste Mal, dass wir so zusammengespielt haben in der Besetzung.

Ingo: Und mit vielen neuen Songs. Das war quasi eine Feuertaufe in der Kultkneipe in Riegelsberg. Die machen im Sommer ein OpenAir Festival, bei dem sie uns kurzfristig noch einbauen konnten. Dafür machen wir Musik, um irgendwo live zu performen. Du guckst den Leuten in die Augen und kannst sie von dir überzeugen.

Pascal: Vor allem schreiben wir auch einige Songs so, dass wir das Publikum miteinbeziehen können. Da kann dann das Publikum irgendetwas singen oder mitklatschen oder so. Ingo: Solche Visionen hat man dann auch schon beim Proben, dass sie eben an bestimmten Stellen etwas singen, oder reinrufen können oder eine Konfettikanone eingebaut werden könnte.

 

GnR: Ist euch ein besonders witziges Erlebnis bei einem Auftritt in Erinnerung geblieben?

Ingo: Mit der alten Besetzung sind wir mal nach Mannheim eingeladen worden, um dort ein Konzert zu spielen. Wir mussten uns also noch eine Bleibe für die Nacht suchen. Mein Bruder hat da dann etwas preiswertes organisiert und dann sind wir eben zu dieser Adresse gefahren. Und dann hatte „unser“ Hotel dann plötzlich ein eigenes Parkhaus mit Nobelkarren darin, Rolls Royce und sowas. Wir haben dann dort geparkt mit unseren abgeranzten PKW, meiner war sogar noch ganz schlammig vom Wald. Wir haben uns schon gedacht, dass wir irgendwie nicht richtig sein können. Wir sind hoch ins Hotel, da sind dann viele Leute im Anzug rumgelaufen und überall hat Champagner rumgestanden und ein richtig teures Catering. Wir sind dann zum Empfang und wurden komisch beäugt mit unseren Gitarren über der Schulter und den No-Name-Kleidern und abgerannten Sneakern. Dann haben wir dort gestanden an der Rezeption und dem Mann dort die Buchungsbestätigung gezeigt. Die Adresse hat scheinbar gestimmt. Der Rezeptionist hat dann geguckt, ob wir im System stehen und währenddessen haben Tim und unser damaliger Gitarrist sich über das Catering hergemacht. Im Endeffekt haben wir dann am andren Ende der Straße in einem Hotel übernachtet, weil das erste Hotel war offensichtlich falsch.

Pascal: Oder ein andermal, auf dem Konzert im Sommer, von dem wir eben erzählt haben, haben wir vorher gesagt, dass wir während dem Auftritt was zusammen trinken wollen. Wir hatten uns auf Whiskey geeinigt und haben die Flasche mit auf die Bühne genommen, dann aber vergessen was zu trinken. Als dann alles vorbei war, haben wir gemerkt, dass wir es vergessen hatten und haben beschlossen das nachzuholen. Der Whisky hat die ganze Zeit in der prallen Sonne gestanden…

Ingo: An dem Tag waren es 30 Grad, die Sonne schien…

Pascal: … und die Bühne war komplett schwarz ausgekleidet, so eine große schwarze Box… und dann haben wir eben knallheißen Whisky getrunken.

Ingo: Der ist gar nicht in den Magen gegangen, der ist direkt ins Hirn, das hat richtig gescheppert. Elias, unser Schlagzeuger hat gesagt: „Ingo, das nächste Mal stellen wir den in die Mikrowelle, der war mir zu kühl“ (alle lachen). Im Laufe des Abends sind dann ein paar Hemden auch irgendwo verschwunden…

 

GnR: Ihr habt jetzt eure ersten Aufnahmen bekommen - wie fühlt sich das an?

Ingo: Das lässt sich schwer in Worte fassen. Wir haben zwar auch vorher schonmal aufgenommen, aber so richtig im Tonstudio nicht. Das ist, wie wenn fünf Köche an irgendetwas kochen und im Endeffekt kommt was dabei raus und es ist geil. Das ist wirklich immens. Ist irgendwo auch eine Bestätigung, dass man gar nicht so schlecht ist.

 

GnR: Was sind eure Pläne in musikalischer Hinsicht?

Ingo: Meine Ansicht: „Nutze jede Chance.“ Ich könnte mir persönlich schon vorstellen mit der Musik Geld zu verdienen oder das wirklich mal professionell zu machen und das dann zu vermarkten. Klar, das wäre eine Traumvorstellung. Aber es könnte schon noch ein bisschen mehr sein als aktuell.

Pascal: Natürlich sollte man irgendetwas immer in der Hinterhand haben, Musik ist eben schon ein ziemlich schwieriges Business.

Ingo: Man braucht eben auch viele Connections und muss die dann auch spielen lassen.

Pascal: und es kann immer sein, dass das neue Album nicht so gut läuft wie das alte Album. Dann kriegt man auf einmal weniger Geld und muss das irgendwie geregelt bekommen.

Ingo: Es ist ja auch noch so eine Frage wie lange man so frei ist in all seinen Entscheidungen, wenn man dann wirklich auch Geld verdient mit seiner Musik. Was wir auf jeden Fall jetzt anstreben, ist an ein kleines lokales Label zu kommen im Saarland, die uns dann auch vermarkten und uns auf Festivals bringen. Immer kleine Schritte.

Pascal: Auch dass wir unser Album fertig schreiben und das aufnehmen.

Ingo: Das wäre auch der Schritt, den wir vielleicht noch dieses Jahr gehen würden. Die drei Songs, die wir jetzt aufgenommen haben, sind so der Übergang zwischen dem alten Album und der alten Besetzung und dem neuen Album. Die Songs lagen hier noch rum und waren viel zu gut, um sie einfach rumliegen zu lassen. Und dann steht eben bald das neue Album an. Das neue Album umfasst zehn bis zwölf Songs, das wird dann auch etwas größer.

Wir wollen vielleicht in der nächsten Zeit auch mal einen Livestream machen, da im Moment wegen Corona richtige Konzerte nicht wirklich möglich sind, und dann einfach vor laufender Kamera spielen. Dazu wird es dann auch Infos auf unseren Social Media Kanälen geben.

 

GnR: Welches Lied sollte jemand hören, der euch noch nicht kennt, aber kennenlernen möchte?

Ingo: Ich wäre für einen der neuen Songs, weil das ja auch die aktuelle Besetzung ist. Ich wäre für Sometimes.

Pascal: Von den drei Songs, die wir aufgenommen haben, ist das auch der Beste, finde ich. 

Tim: Ich wäre für Bombed with disbelieve. Aber Sometimes ist auch gut.

 

GnR: Wo bekommt man mehr Infos, wenn man euch mal live sehen möchte?

Ingo: Wenn man uns Live sehen möchte und interessiert ist an unseren Gigs, dann findet ihr uns auf Instagram oder Facebook. Auf Youtube haben wir unsere bisherige Musik. Wir sind auch auf BackstagePro, einer Seite auf der man Livelocations buchen oder Bands anfragen kann. Da kann man auch mal gucken, oder uns vielleicht auch mal anfragen, wenn noch Bedarf ist für ein Opener oder sowas. Ansonsten sind wir hoffentlich auch bald auf Spotify und generell Streamingdiensten zu hören, denn wir waren letzten Sommer ja im Tonstudio und haben da was aufgenommen.

 

GnR: Vielen lieben Dank für das Interview und viel Erfolg!

 

Instagram: https://www.instagram.com/suicide.sailor/

Facebook: https://business.facebook.com/SuicideSailorBand/?__xts__[0]=68

Youtube: https://www.youtube.com/channel/UC4NVtTIQ96MXsj0ATTHDgoA

BackstagePro: https://www.backstagepro.de/suicide-sailor

 

Redaktion: Lea Schwindt

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