Interview - Sündenrausch

Interview - Sündenrausch

Bei diesem klangvollen Bandnamen mag man vielleicht zuallererst an Eva und den Sündenfall denken. Und tatsächlich spielt dieses Thema beim aktuellen Album der Band „Original Sin“ eine Rolle. Im Interview sprach GEMS ‘n‘ ROLL mit Sängerin Kira Sinister über das Album und über den Entstehungsprozess der Songs.

 

GnR: Für die Leser:innen, die euch noch nicht kennen: möchtest Du die Band Sündenrausch einmal kurz vorstellen und beschreiben, welche Musik ihr macht?

Kira: Ja, Michael (Albers, Gitarrist) und ich haben die Band gegründet und sind quasi das Songwriter-Duo. Unsere Musik würden wir momentan als Dark-Rock bezeichnen mit leichten 80s-Einflüssen.

 

GnR: Welche/n eurer Song/s würdest Du einer Person empfehlen, die euch noch nicht kennt?

Kira: Ich würde, glaube ich, The Lost Ones empfehlen.

 

GnR: Sündenrausch ist, wie ich finde, ein sehr prägnanter und griffiger Bandname. Woher kam die Idee?

Kira: Ich wollte etwas, das mystisch klingt, aber auch gleichzeitig rockig, mit weiblichem Einschlag. Ja, und ich weiß auch nicht, ehrlich gesagt, der Name kam einfach irgendwann. Und dieses Schlangenherz-Symbol, also unser Logo, das symbolisiert die Dualität des Menschen, das Yin und Yang des Herzens, könnte man sagen.

 

GnR: Apropos weiblicher Einschlag: ich denke bei dem Titel „Original Sin“ direkt an Eva. Und auf dem Cover eures aktuellen Albums sind auch einige Elemente dargestellt, die auf Eva hindeuten, wie zum Beispiel die Äpfel oder die Schlange. Wolltet ihr mit dem Albumcover also gezielt auf Eva und die Erbsünde anspielen?

Kira: Genau, das war tatsächlich die Intention dahinter. Eva wird ja gerne als Sündenbock für alles Mögliche genommen, und damit auch die Frau an sich. Ich wollte einfach eine sehr stolze Eva darstellen. Es heißt ja immer die „Frucht des Wissens“, deshalb sieht man auch viele Äpfel um mich herum auf diesem Foto. Denn aus meiner Perspektive ist es überhaupt nichts Sündhaftes, neugierig zu sein und Dinge auszuprobieren, auch wenn sie vielleicht schief gehen. Ja, und das war die Intention dahinter, damit zu spielen und das aufzubrechen.

 

GnR: Folgt das Album damit einem bestimmten Konzept? Denn die Worte „Sin“ oder „Sinners“ tauchen in den Songtexten immer wieder auf.

Kira: Genau, damit spiele ich in den Lyrics und versuche das Motiv auch immer wieder aufzugreifen. Man merkt das auch an den Songs. Die eine Hälfte der Songs ist eher die düstere Hälfte unseres Menschseins und die anderen Songs sind eher das Gute, das Helle. Das ist das übergeordnete Konzept.

 

GnR: Welche Songs würdest du dabei zu der helleren Seite zählen?

Kira: Also als allererstes kommt mir Halo in den Kopf. In meinem Fall war es meine Mutter, die mich inspiriert hat zu diesem Text, aber es kann natürlich für jeden Menschen jemand anderes sein. Also ich glaube, dass jeder einen oder ein paar Menschen in seinem Leben hat, die einen immer wieder aufbauen und einem auch immer wieder eine Richtung geben. Und darum geht es in Halo.

 

GnR: Die Lieder eures aktuellen Albums sind, im Unterschied zu den Vorgängeralben, in englischer Sprache verfasst. Wie kam es zu dem Sprachwechsel?

Kira: Das fiel uns sehr schwer und wir haben das auch lange diskutiert, schon vor dem letzten Album. Denn natürlich erreicht man mehr Menschen mit Englisch, das verstehen einfach mehr Leute. Und mir persönlich sind die Lyrics auch immer wichtig. Und mir ist es wichtig, weil Musik einfach viel bedeutet, dass Menschen sich auch darin wiederfinden. Von daher haben wir schon länger darüber nachgedacht. Dann hatten wir zwischendurch mal einen Cover-Song, Gods and Monsters, gemacht, der eben auf Englisch war und das kam ziemlich gut an und da fragten schon einige, ob wir nicht auch mal was auf Englisch machen wollen. Und dann war ja durch Corona die Situation sowieso komplett anders und alles war irgendwie aus den Fugen geraten, und dann dachten wir uns, wir versuchen es jetzt einfach mal.

 

GnR: Wie kamen die englischen Songs bei euren Fans an?

Kira: Generell gab es sehr gutes Feedback zu der neuen Richtung und dem Sprachwechsel. Ein, zwei Stimmen kommen natürlich, die sich auch mal wieder einen deutschen Song wünschen. Aber das Album bedeutet jetzt auch nicht, dass wir gar keine Musik mehr auf Deutsch machen werden. Ich denke, in Zukunft werden wir wahrscheinlich schwerpunktmäßig eher auf Englisch bleiben, aber ab und zu auch mal was auf Deutsch machen, einfach weil wir merken, dass sich dadurch unserer Hörerschaft nochmal erweitert hat.

 

GnR: Wie sieht bei euch der Songwriting-Prozess allgemein aus? Hat jeder von euch klare Aufgaben oder beeinflusst ihr euch gegenseitig?

Kira: Wir beeinflussen uns auf jeden Fall gegenseitig. Michi ist verantwortlich für die Komplett-Komposition, sozusagen, und das Arrangement, und wir schicken uns meistens Ideen hin und her. Oft schickt er mir ein Demo, welches er schon eingespielt hat auf der Gitarre und ein paar Synths, die er drunter gelegt hat. Und dann überlege ich mir eine Gesangmelodie und eben den Text dazu. Manchmal schickt er aber eine Gesangmelodie. Ein, zwei Mal kam es auch schon vor, dass ich aus dem Nichts eine gute Hookline im Kopf hatte, die ich ihm dann vorgesungen hab und daraus haben wir dann einen Song gebaut. Aber es ist auf jeden Fall ein Prozess, in dem wir uns die Bälle immer wieder hin und her spielen.

 

GnR: Was fiel Dir nun leichter? Deutsche oder englische Lyrics zu schreiben?

Kira: Das ist ganz interessant. Also auf Deutsch ist es natürlich immer schwer, so zu texten, dass es nicht ins Kitschige abrutscht, aber auch gleichzeitig noch schön klingt. Deutsch ist ja einfach eine sehr harte Sprache und darin besteht schon an sich eine Herausforderung, wie ich finde. Für mich war aber dann der Wechsel ins Englische auch erst mal gewöhnungsbedürftig, also ich musste praktisch umdenken. Jetzt wieder zurück zu wechseln auf Deutsch würde mir wahrscheinlich im ersten Schritt auch wieder schwerer fallen. Aber grundsätzlich finde ich tatsächlich, ist es einfacher, auf Englisch zu texten, weil es schlicht flüssiger und weicher und an sich schon ein bisschen poetischer klingt.

 

GnR: Welche Songs vom aktuellen Album oder generell spielt ihr live am liebsten?

Kira: Schwierige Frage. Michi spielt am liebsten Original Sin und Collide live. Meine Favoriten sind tatsächlich auch Collide und The Lost Ones, weil das einfach ein Song ist, bei dem man das Publikum schön mitnehmen kann. Und ansonsten von den älteren Songs immer wieder Wunderland, das ist so ein Dauerbrenner.

 

GnR: Welche musikalischen Pläne verfolgt ihr in nächster Zeit? Stehen Gigs an?

Kira: Also momentan ist es immer noch schwierig mit Tourplanung, von daher konzentrieren wir uns gerade darauf, weiter Songs zu schreiben. Und wir arbeiten ein online-visuelles Konzept aus und ich hoffe, dass gigmäßig noch ein bisschen was kommt, aber da gibt es noch keine großen Ankündigungen.

 

GnR: Habt ihr noch abschließende Worte an die Leserschaft?

Kira: Unterstützt eure Lieblingsbands und geht auf Konzerte. Das ist momentan das aller wichtigste, weil Clubs und Veranstalter immer noch sehr am kämpfen sind und natürlich die Bands dadurch auch. Mein guter Vorsatz für dieses Jahr war auf jeden Fall auch, mehr auf Konzerte zu gehen. Das ist einfach etwas ganz anderes, als sich auf YouTube Videos anzugucken. Es ist viel emotionaler und das vergisst man nicht.

 

Redaktion: Celin Ost

Foto: Stefan Weeber

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