The Band Show ist ein Szene-Podcast, in welchem die Hosts mit namhaften Gästen aus dem Metal- und Hardcore-Bereich unter anderem über verschiedene Aspekte des Bandlebens sprechen. Bernie, Gitarrist der Band Godslave, berichtet über die Entwicklung des Szene-Podcasts zum Community-Podcast, die Themenbereiche, die darin behandelt werden, und erzählt, welche Bedeutung der Podcast für ihn hat.
G'n'R: Woher kam die Idee zum Podcast und welche Themen werden darin behandelt?
Bernie: Der Podcast The Band Show wurde von Murphy Lange gegründet und die erste Folge kam im März 2020 raus. Murphy hatte sich damals als Bandcoach im Metal- und Hardcore-Bereich selbstständig gemacht und ihm war daran gelegen, die Erfahrung, die er über die Jahre als Booker und als Tourmanager gesammelt hat, weiterzugeben. Das kombinierte er mit Interviews mit anderen Musikerinnen und Musikern, die ebenfalls Erfahrungen zu diesen Themen gesammelt und entsprechend etwas beizutragen haben. Und sein Ansinnen war eben die Erstellung eines Podcasts, in dem Metal- und Hardcore-Bands Impulse bekommen, um sich weiter zu entwickeln, neue Perspektiven kennen zu lernen und als Band besser voran zu kommen. Und so einen Podcast, der für diese Szene und so straff auf das Thema Bands und wie sie sich weiterentwickeln können, ausgerichtet ist, gab es damals noch nicht und den gibt es auch nach wie vor nicht.
G'n'R: Wann wurdest du Teil dieses Podcast-Teams?
Bernie: 2021 hat Murphy sozusagen seine Selbstständigkeit aufgelöst und machte aus dem Szene-Podcast nur mit ihm als Host einen Community-Podcast. Er hat sich währenddessen schon die The Band Show-Community aufgebaut, das war eine Patreon-Community, die den Podcast finanziell unterstützt hat. Daraus hat sich eine Community von Musikerinnen und Musikern gebildet, die aus der Hörerschaft des Podcasts bestand und die sich einfach miteinander ausgetauscht sowie sich gegenseitig geholfen haben. In diese Community hatte Murphy dann hinein gefragt, wer denn Lust hätte, da mitzumachen und er hat im Podcast immer wieder drauf hingewiesen, dass es eine Community gibt, in der jeder mitmachen kann, der möchte. Ich hatte da Bock drauf, denn das ist genau mein Ding. Ich hab vorher immer alle Folgen gehört und dachte, dass ich da auch was zu erzählen habe. Im September 2021 kam dann quasi der Switch und seitdem bin ich mit anderen Hosts dabei und kann da meine Themen einbringen.
G'n'R: Der Podcast richtet sich also überwiegend an Musikerinnen und Musiker?
Bernie: Genau, Musikerinnen und Musiker aus dem Metal-, Hardcore-, Rock-Bereich. Aber seit es diesen Community-Podcast gibt, sind wir thematisch offener geworden. Es gibt mittlerweile ganz viele, die selbst keine Musik machen, die sich aber die ein oder andere Folge anhören, weil sie nicht speziell nur für Bands sind, sondern auch generell was mit der Szene zu tun haben. Wir hatten zwei Folgen zum Thema Männer- und Frauenbild in der Metal-Szene, die sehr erfolgreich waren, weil sich einfach viele Leute dafür interessiert hatten und es dabei nicht nur um Bands ging. Es gibt immer wieder Folgen, die sich die Leute anhören, obwohl sie keine Musik machen, sondern einfach, weil sie die Themen spannend finden.
G'n'R: Was muss man beim Planen und Organisieren einer Podcast-Folge beachten?
Bernie: Da gibt es zwei Säulen, die wichtig sind. Zum einen ist das der Inhalt, das heißt, ich überlege entweder, mit wem ich sprechen möchte und über welche interessanten Dinge diese Person etwas zur Community beitragen könnte. Manchmal mache ich es auch umgekehrt, dann habe ich ein Thema, über das ich unbedingt sprechen möchte und überlege, welche Person sich dafür eignen würde.
Und das muss natürlich irgendwo auch vorbereitet werden, sonst kann es sein, dass die Folge zu chaotisch wird. Man sollte also vorher einen roten Faden reinbringen und genau überlegen: Was ist mein Thema? Was will ich die Leute fragen? Was ist mir wichtig?
Und wenn sich das Gespräch entwickelt und dann irgendwie ganz anders läuft, ist alles cool. Aber es gibt auch Leute, die vielleicht nicht so extrovertiert sind, sondern knappe, dezidierte Antworten geben, und dann braucht man natürlich auch ein bisschen Back-Up, um ein Gespräch in Gang zu bringen. Also diese inhaltliche Vorbereitung ist schon ein gewisser Aufwand, je nach Person, je nach Thema, denn es soll ja auch gut werden, man soll ja auch was daraus ziehen können.
Und die zweite Säule ist die technische Qualität. Da wir eigentlich nie mit den Leuten zusammensitzen, sondern meistens in Videokonferenzen zusammengeschaltet sind, ist es von ganz entscheidender Bedeutung, auf die Audioqualität zu achten. Es gibt unfassbar viele Podcasts und die haben alle eine gewisse Grundqualität. Wenn man da drunter ist, dann ist das sehr anstrengend, sich das anzuhören und die Leute schalten einfach ab.
Die Personen, die wir interviewen, nehmen ihre Tonspur in der Regel selbst auf. Dafür braucht man irgendeine Form von Mikrofon, was manche aber nicht haben oder es mit einem Headset vom Handy versuchen. Das kann dann eben auch schon schiefgehen, denn das hört sich durchaus nicht gut an. Man kann ein kleines bisschen nachher in der Bearbeitung was regeln, aber wie es immer im Produktionsjargon heißt: Shit in – shit out. Also wenn Mist reinkommt, dann kommt auch Mist raus. Das ist bei der Audioqualität wirklich ein entscheidender Faktor und wir müssen sehr darauf achten, dass die Qualität stimmt, denn sonst hört sich das einfach kacke an, egal wie gut das Thema ist.
G'n'R: Was schätzt du an deiner Tätigkeit besonders?
Bernie: Am meisten bedeutet mir einmal, dass ich aus meiner langjährigen Erfahrung etwas mitgeben kann. Ich bin seit etwa 25 Jahren in der Metal-Szene aktiv und seit 20 Jahren selbst Musiker. Ich hab viel erlebt, hab viele Meinungen und beschäftige mich schon seit langer Zeit mit Zusammenhängen, Strukturen und wie die Dinge miteinander zusammenspielen. Das ist immer schon ein ganz tiefes Interesse von mir gewesen und das jetzt weiterzugeben, so dass Leute was daraus ziehen können und für sich was dabei mitnehmen können, hat eine große Bedeutung für mich. Und genauso fände ich es für mich persönlich total entscheidend, auch mal Themen auf den Tisch zu bringen, die nicht offensichtlich sind. Also mein Standard-Ding, und das hat sich mittlerweile auch bei den anderen Hosts etabliert, ist, dass wir am Anfang der Folge immer die ernsthafte Frage stellen: „Wie geht es dir?“ Wir besprechen das auch immer mit den Leuten, die interviewt werden und erwarten eine ehrliche Antwort. Dann kommt immer wieder auch mal ein Thema auf, warum es einer Person mal nicht gut geht. Es ist wichtig, dass man da offen drüber spricht, denn das gehört einfach zum Leben dazu. Und dann immer nur zu sagen „Alles cool“, wenn eigentlich nicht alles cool ist, das wollen wir nicht. Gerade in der Musikbranche ist eigentlich alles ziemlich oberflächlich. Es geht immer darum, sich als tollen Typ oder tolle Typin zu zeigen, dass man der oder die aller geilste ist. Und das führt zu sehr, sehr viel Leid. Deshalb versuchen wir mit unseren Mitteln, einfach ein bisschen drüber zu sprechen.
Und das, was mir vielleicht sogar am allermeisten Spaß macht oder am allermeisten Bedeutung gibt an dem Podcast, ist, dass wir eben die Möglichkeit haben, für mehr Offenheit zu werben, damit man sich als Mensch so in der Szene geben kann, wie man wirklich ist. Und dazu gehört eben auch, wenn es um Probleme geht, dass man darüber spricht. Dazu gehören auch Themen wie Mental Health, die wir öfter schon im Podcast hatten, oder das eben erwähnte Männer- und Frauenbild im Metal, wovon wenige wirklich ernsthaft und tiefgehend sprechen, weil das eben schwere Themen sind, über die man nicht zwingend bei jeder Gelegenheit sprechen möchte. Ich kann hier einfach Themen reinbringen, die ich für wichtig und für interessant halte und das gibt mir sehr viel.
G'n'R: Vielen Dank für diesen interessanten Einblick und das Interview!
Redaktion: Celin Ost
Foto: The Band Show