Interview - Wolfstavar

Interview - Wolfstavar

Wolfstavar ist eine Pagan-Metal-Band aus Leipzig, die vor einem Jahr ihr zweites Studioalbum veröffentlicht hat. Drummer Stefan „Toge“ Kolke stand der GEMS ‘n‘ ROLL-Redaktion für ein Interview zur Verfügung und sprach über die Entwicklung des Albums und über die neue Besetzung des Sängers der Band.

  

GnR: Im Juli 2021 wurde euer neuestes Album Im Schatten der Götter veröffentlicht. Wie verläuft bei euch der Songwriting-Prozess? Ist bei euch zuerst die Idee zur Musik oder zum Text da?

Toge: Verglichen mit anderen Bands würde ich unseren Songwriting-Prozess eher als oldschool bezeichnen. Das heißt, wir treffen uns einmal die Woche zu sechst im Proberaum und das Songwriting läuft dann so ab, dass jemand aus der Band eine Melodie, ein Gitarrenriff oder sogar eine Grundstruktur von einem Song zur Probe mitbringt und oftmals jammen wir dann zu den Ideen und fangen dann auch gemeinsam an, die Idee, die Songstruktur, Stück für Stück weiterzuentwickeln. Manchmal sogar zusätzlich dann noch in Kleingruppen, dass sich zum Beispiel nur die zwei Gitarristen separat treffen, um den Song weiterzuentwickeln. 
Und in dieser Phase überlegen wir auch, ob schon vorhandener Text oder vorhandene Textideen thematisch passen oder ob wir die Lyrics nochmal gänzlich neu für den Song, den wir da gerade entwickeln, schreiben müssen. Also der neue Song wird dann zwar gemeinsam ausgearbeitet, aber meistens gibt dann doch derjenige etwas stärker den Ton an, der auch die grundsätzliche Idee zu diesem Song mitgebracht hat. Wer das im Einzelfall ist, kann man zum Beispiel auch im Booklet nachlesen. Und um auf die Frage zurückzukommen, in der Regel ist tatsächlich die Musik beziehungsweise ein Teil der Musik zuerst da, aber ein paar Texte oder Textzeilen haben wir schon meistens auch noch in petto.

 

GnR: Die vorhandenen Texte sind dann also noch nicht zugeordnet, und das passiert dann erst, wenn die Musik entsteht?

Toge: Genau, es gibt Texte, die wir dann nehmen und schauen; passen die Texte, die vor ein paar Wochen oder vor ein paar Monaten geschrieben wurden, auf das Instrumental, das wir gerade schreiben, oder ist beispielsweise das Instrumental viel zu aggressiv und passt gar nicht zu der Botschaft des Textes? Dann wird der Text natürlich zuerst mal wieder beiseite gelegt und es muss ein ganz neuer Text geschrieben werden. Aber grundsätzlich checken wir das schon mal ab, ob irgendwas passt, und ob es dann auch in die richtige Richtung geht.

 

GnR: Nun musstet ihr kürzlich die Position des Sängers wechseln. Wie fand Franz von Grabfeld seinen Weg zu euch?

Toge: Letztlich ganz unspektakulär. Also nachdem Malo (ehemaliger Sänger der Band, Anm. d. Red.) die Band verlassen hat im Dezember 2021, haben wir auf verschiedenen Plattformen nach einem neuen Sänger gesucht. Anfang des Jahres 2022 haben wir ein paar Kandidaten eingeladen für so genannte Auditions, darunter auch Franz, der uns aber nicht unbekannt war, sondern tatsächlich ein langjähriger Freund der Band ist. Franz hat eine eigene Kombo, namens Fatal Arrival, in der singt er und spielt auch Gitarre, er ist sozusagen der Kopf der Band. Und mit Fatal Arrival haben wir auch unabhängig von unserer Freundschaft in der Vergangenheit schon das ein oder andere Mal zusammen die Bühne geteilt, und dadurch hat es von vornherein schon menschlich zwischen uns gut gepasst. Auch musikalisch und gesanglich haben wir mit Franz jemanden gefunden, der ein Stück weit die alten stimmlichen Facetten von Wolfstavar gut bedienen kann, aber eben auch neue Akzente in unsere Musik bringt. Zum Beispiel kann Franz dieses typische Power-Metal-Screaming, so ganz hohe High-Scream-Vocals, das sind neue Akzente für die Musik von Wolfstavar.
Und noch zu erwähnen ist, dass Franz ja selber auch Gitarrist ist und das nötige musikalische Verständnis mitbringt und das war natürlich ein weiterer Pluspunkt in den Auditions. Und außerdem muss man noch dazu sagen, dass er bestens vorbereitet war und sich in kürzester Zeit die meisten unserer Songs drauf geschafft hat. Davon waren wir alle sehr beeindruckt und deswegen mussten wir dann gar nicht lange überlegen und haben uns ziemlich schnell, einstimmig innerhalb der Band für Franz entschieden. Und auch rückblickend würde ich sagen, dass wir eine bessere Wahl nicht hätten treffen können.

 

GnR: Du hast gerade erwähnt, dass Franz auch Gitarre spielt. Trägt er dann auch was zur instrumentalen Musik bei oder ist der Gesang seine Hauptaufgabe?

Toge: Das ist eine interessante Frage. Also tatsächlich ist der Gesang seine Hauptaufgabe, sein „Hauptinstrument“, auch für die zukünftigen Songs, und das hat er auch selber von sich aus gesagt. Da er bei Fatal Arrival sehr aktiv ist, was das Songwriting betrifft, also er schreibt ja nahezu alle Songs dort, lebt er sich Gitarren-technisch dort aus. Und Wolfstavar ist für ihn wirklich etwas Separates, wo es nur um den Gesang geht und da will er gar nicht in das zukünftige Wolfstavar-Songwriting eingreifen, indem er zum Beispiel Gitarrenriffs oder Gitarrenmelodien mitbringt. Aber positiv ist, dass er das Verständnis dafür hat und so zum Beispiel bei einem Gitarrensolo nochmal drüber schauen oder Ideen geben kann. Aber grundsätzliche Songstrukturen oder auch Gitarrenriffs für Songstrukturen wird er nicht mitentwickeln. Will er aber auch selber nicht und ich denke, das ist auch ganz gut, dass er das trennt, denn vielleicht würden wir sonst zu viel Einfluss von Fatal Arrival abkriegen.

 

GnR: Vor kurzem habt ihr zu Zeitendämmerung ein Musikvideo veröffentlicht. In einem der beiden Interview-Teile auf eurem Youtube-Kanal sagt Franz einmal: „Krieg ist so alt, wie die Menschheit selbst“, was in dem Video durch die Kriegsbilder, die von der Antike bis zur Gegenwart reichen, sehr gut deutlich wird. Wer hatte die Idee zur Umsetzung und wie lief der Video-Dreh?

Toge: Wie das bei uns üblich ist, setzen wir uns erst mal gemeinsam bei einem Bier hin und tragen unsere Ideen zusammen. Wir haben uns dann ziemlich schnell darauf geeinigt, dass wir keine Sequenzen filmen wollen, bei denen die ganze Band zu sehen ist. Eigentlich aus zweierlei Gründen: zum einen, weil Franz der neue Sänger ist und im Fokus des Videos stehen sollte. Und zum anderen ist Zeitendämmerung einer von den bisher zwei Songs, die Franz neu im Studio eingesungen hat, die es aber mit der alten Stimme noch auf unserem aktuellen Album zu hören gibt. Und da dachten wir, dass es doch eine ganz gute Möglichkeit ist, wenn Franz im Fokus steht, um erst mal den neuen Sänger vorzustellen, stimmlich und auch optisch. Also das war erst mal die Grundidee, die wir gemeinsam zusammengetragen haben.
Und das konkrete Konzept mit den vielen Bildern von der Antike bis zur Neuzeit, hat unser Gitarrist Jörg ausgearbeitet. Holger (Gitarrist) und Rico (Bassist) haben dafür die nötigen Filmsequenzen von Franz beigesteuert, darunter auch einige Friedhof-Aufnahmen, die in dem Video zu sehen sind. Die Filmsequenzen sind in ganz verschiedenen Locations in Leipzig entstanden. Jörg hat dann in mühsamer Arbeit die vielen Kriegsbilder rausgesucht, denn da ist ja auch immer die Frage, ob die Bilder rechtlich geschützt sind oder nicht. Aber da gibt es dann Bildforen, wo man sich entsprechend orientieren kann. Und auf dieser Basis hat er dann das Video zusammengeschnitten. Das hat natürlich ziemlich viel Zeit gekostet, denn wir haben das nicht an Dritte abgegeben, sondern wirklich innerhalb der Band belassen, also in dem Fall bei Jörg. Und wir finden, dass sich die Mühe gelohnt hat und dass er die Stimmung und die Botschaft des Songs in den gewählten Bildern und dem Schnitt ziemlich gut eingefangen hat. Und offensichtlich ist das ja auch angekommen.

 

GnR: Was sind eure weiteren musikalischen Pläne für die nächste Zeit? Stehen Gigs an, wenn ja, wann und wo kann man euch live sehen?

Toge: In Zukunft möchten wir natürlich, sofern es irgendwie möglich ist, so oft live spielen, wie es nur geht. Man muss auch dazu sagen, unabhängig vom Sängerwechsel, dass wir unser Album Im Schatten der Götter genau mitten in der Corona-Zeit veröffentlicht haben und wir konnten das Album nach dem Release überhaupt nicht gut pushen und live präsentieren. Wenn ich genau drüber nachdenke, seit dem Album-Release, das war ja letztes Jahr im Juli, 2021 also, waren wir tatsächlich nur drei Mal live auf der Bühne und konnten das Album auch live mal präsentieren. Aber das ist natürlich vergleichsweise sehr dürftig und das möchten wir ändern. Dieses Jahr stehen aber nur noch zwei Konzerte an, kommenden Freitag in Dresden und im November nochmal hier in unserer Heimatstadt in Leipzig. Weitere Konzerte für dieses Jahr sind tatsächlich nicht mehr geplant. Für nächstes Jahr sind weitere Konzerte und kleinere Festivals in Planung, aber das ist alles noch nicht spruchreif.
Momentan ist es für kleinere Bands schwer an Gigs zu kommen, da viele Veranstalter und vor allem auch viele kleinere Clubs corona-gezeichnet sind, also es ist gar nicht so einfach, da jetzt in gewisser Regelmäßigkeit live aufzutreten. Wir hoffen natürlich inständig, dass sich diese ganze Situation irgendwie verbessert, für die Clubs, die Veranstalter und natürlich auch für die Bands und dementsprechend auch für uns.
Im Oktober ist außerdem noch ein Video-Dreh für den Song Heimdall geplant. Das ist ja der zweite Song, den Franz im Studio neu eingesungen hat, den Song kann man allerdings schon auf allen gängigen Streaming-Plattformen anhören. Und zu diesem Song ist diesmal aber ein ganz „klassisches“ Band-Performance-Video geplant. Der Dreh findet jetzt kommenden Samstag statt und wir haben geplant, dass dieses Video wirklich noch dieses Jahr, also schätzungsweise im Dezember veröffentlicht wird. Ansonsten nutzen wir dann natürlich die Zeit, wenn keine Auftritte anstehen, und der Video-Dreh durch ist, an neuen Songs zu arbeiten, aber ich denke, mit einem neuen Album wird es noch eine Weile dauern. Wir haben auch schon mal drüber nachgedacht, weil wir schon an neuem Material mit Franz arbeiten, dass wir vielleicht eine EP herausbringen im nächsten Jahr, aber das ist alles noch nicht wirklich spruchreif.
Aber so sind die konkreten Pläne, also Video-Dreh, Auftritte und die Zeit, die dazwischen zur Verfügung steht, nutzen, um neue Songs zu schreiben.

 

GnR: Also langweilig wird euch jedenfalls nicht.

Toge: Nee. (lacht)

 

GnR: Dann schon mal viel Spaß beim Video-Dreh! Ein konkreter Veröffentlichungs-Termin steht aber noch nicht?

Toge: Leider noch nicht. Also am Samstag findet der Video-Dreh statt, ganz hier in der Nähe von Leipzig, unter anderem in einem Gewölbe-artigen Raum. Darauf freuen wir uns schon, das ist ja für uns auch eine neue Erfahrung. Ich hoffe natürlich auch, dass wir die Aufnahmen abschließen. Da wir aber am Freitag, also einen Tag vorher, in Dresden spielen, müssen wir uns natürlich ein bisschen zügeln, dass der Abend nicht zu lange wird und dass man nicht zu tief ins Horn blickt (lacht), damit wir dann am Samstag alles gut schaffen und gut in der Zeit liegen. Und dann liegt‘s ja „nur“ noch an dem Schnitt, und dann schätze ich, Ende November, Anfang Dezember werden wir das Video veröffentlichen. Aber da wir ja selber Chef unserer Band sind, sind wir da auch nicht an Release-Dates gekoppelt, also sind wir da ein bisschen freier und gucken, wie es zeitlich möglich ist. Aber geplant ist, noch dieses Jahr das Video heraus zu bringen.

 

GnR: Dann sind wir darauf schon mal gespannt. Und neue Konzerttermine werdet ihr wahrscheinlich auf Facebook oder eurer Homepage bekannt geben?

Toge: Genau. Das ist wirklich verrückt, gerade in der aktuellen Zeit. Wir haben jetzt innerhalb von wenigen Wochen drei spontane Anfragen gekriegt, ob wir nicht spontan bei einem Festival oder bei einem Konzert als Opener einspringen könnten. Viele Bands springen jetzt, wahrscheinlich aufgrund von Krankheit, kurzfristig ab, aber teilweise ist es uns eben auch nicht möglich, so ganz kurzfristig einzuspringen. Aber wenn sich in den nächsten Wochen oder Monaten sowas ergibt, dann werden wir das natürlich auch so schnell wie möglich bei Facebook und Co. kommunizieren.

 

GnR: Ihr seid Signature Artist bei GEM SESSIONS. Wie sieht euer Kettenanhänger und wer hatte die Idee zum Design?

Toge: Der Kettenanhänger kam ziemlich genau mit unserem Album raus. Ich habe die Absprache direkt mit GEM SESSIONS getroffen und die ganzen Details geklärt. Es gab so zwei, drei Entwürfe, wir waren natürlich in den Möglichkeiten relativ begrenzt. Letztlich ist es ein Ausschnitt unseres Backdrops, unseres allgemeinen, Album-unabhängigen Logos, geworden. Da haben wir ja den Schriftzug mit dem Mond und dem Wolfskopf. Und der Kettenanhänger ist jetzt quasi dieser Mond, in Form eines kleinen Beckensymbols und ausgestanzt dann der Wolf, der in den Mond hinein heult. Es ist wirklich ganz cool geworden und ich glaube, dieses Schmuckstück könnte auch für Leute ganz interessant sein, die nicht unbedingt was mit Wolfstavar anfangen können.

 

GnR: Und wie kommt der Anhänger bei euren Fans an?

Toge: Was ich so beurteilen kann, ganz gut. Bei dem letzten Konzert wurde aber gesagt, er sei zu teuer (lacht). Aber gut, da ist natürlich die Frage, was mir so ein individuelles Schmuckstück wert ist. Wenn das jemand nicht so wertschätzt oder nicht so den Bezug zu Musikinstrumenten hat, und einfach irgendwas von einer Band tragen will, da sind einem Fan 25 Euro für einen kleinen runden Anhänger vielleicht zu viel. Aber ansonsten finden den Anhänger alle, die ihn tragen, sehr schick, weil er eben auch dezent und schlicht ist. Also dich erschlägt nicht irgendein Bandlogo und er ist nicht riesig groß, sondern der Anhänger ist wirklich filigran und man kann ihn tatsächlich auch zu allen Anlässen tragen. Unser Sänger Franz trägt ihn zum Beispiel oft auch über schickere Kleidung, das sieht super cool aus. Und bei Konzerten hat er den Anhänger auch um, also von daher kann ich sagen, dass er in sämtlichen Situationen echt cool aussieht.

 

GnR: Hast du oder habt ihr noch abschließende Worte an die Leser*innen?

Toge: Wir würden uns natürlich freuen, wenn die Leserinnen und Leser mal bei Wolfstavar reinhören und speziell natürlich in die beiden Songs mit Franz, also Zeitendämmerug und Heimdall. Wer uns unterstützen möchte, kann natürlich gern mal bei www.wolfstavar.de vorbeischauen. Dort findet man eben auch unter anderem diesen wunderschönen Wolfstavar-Anhänger von GEM SESSIONS. Und an dieser Stelle natürlich noch mal einen großen Dank an euch, an GEM SESSIONS, für die Unterstützung, sowohl durch die Anhänger, als auch durch die Möglichkeit des Interviews hier. Gerade für uns als kleinere Band ist so eine Unterstützung und so eine Plattform, die einem dann geboten wird, enorm wichtig. Und ansonsten gehen abschließend noch metallische Grüße an alle Leserinnen und Leser raus, habt ‘ne gute Zeit und ich hoffe wir sehen uns mal auf ein oder zwei Bier bei einer Wolfstavar-Show.

 

Redaktion: Celin Ost

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