Narcotic von Liquido- ein Song, der wohl mit einer der einprägsamsten Synthesizer-Melodien jemals ausgestattet ist. Dies wiederum ist auch der Grund für die Behauptung, dass der Welt-Hit der vier Jungs aus Sinsheim eine echte Ohrwurm-Garantie mit sich bringt.
Um genauer zu sein, ist mit den „vier Jungs aus Sinsheim“ Wolfgang Schrödl (Gesang, Keyboard, Gitarre), Tim Eiermann (Gesang&Gitarre), Stefan Schulte-Holthaus (Bass) und Schlagzeuger Wolle Maier gemeint. Nach eigenen Aussagen kennen sich die vier Freunde schon seit frühster Kindheit und gründeten die Band im Jahr 1996. Insgesamt veröffentlichte die Band sechs Alben und etliche Singles, allerdings konnte keins dieser Projekte wirklich an den Erfolg von Narcotic anknüpfen.
So fragen wir uns nun wieder, was eigentlich aus der Band wurde, die einen dieser Songs schrieb, die jeder schon nach den ersten drei Sekunden erkennt. Kurz gesagt, wurde aus der Band Geschichte, denn diese trennte sich im Jahr 2009 und das auch eher im Unguten. Trotzdem sind die meisten Mitglieder der Band immer noch auf verschiedene Weise musikalisch aktiv. Schrödl geht mittlerweile langsam, aber sicher auf die Fünfzig zu. Nach dem Band-Aus zog er nach Berlin, um Gesellschafts- und Wirtschaftskommunikation zu studieren. Mit Bassist Stefan pflegte er nach der Auflösung noch ein gutes Verhältnis. Zusammen mit alten Schulfreunden gründeten sie die Band Cages, die später zu Unter Ferner Liefen wurde. Mit dem Projekt 7fields erfüllte sich Schrödl den Traum einer Soloplatte und veröffentlichte zudem diverse Singles und EPs. Auch als Produzent für Werbemusik ist Schrödl aktiv. Unter dem Pseudonym Senex schreibt er mittlerweile auch wieder Popsongs und überlässt sie anderen Produzent*innen. So kam es unter anderem im Jahr 2019 zu der erfolgreichen Arbeit mit für Alle Farben arbeitende DJ-Duo YouNotUs, die Narcotic in einer ganz eigenen Version wieder aufleben ließen.
Wie bereits erwähnt, spielte Stefan Schulte-Holthaus zusammen mit Schrödl nach Liquido weiterhin in einer Band. Bei Unter Ferner Liefen war er bis 2014 Mitglied, allerdings als Schlagzeuger. Darüber hinaus ist er heute Dozent für Musikmanagement und kreatives Schaffen an der Macromedia-Hochschule in München.
Tim Eiermann blieb seiner Heimat Sinsheim treu. Er richtete sich dort eine Musikschule sowie sein eigenes Tonstudio ein und produziert dort Werbesports, Filmmusik und andere Bands. Nach dem Band-Aus schloss sich Eiermann für kurze Zeit der Rock- und Metal-Band Pyogenesis an, bei der er schon zusammen mit Schlagzeuger Wolle bis 2000 aktiv gewesen war.
Wolle hingegen hat sich hingegen als Einziger von den Vieren von der Musik distanziert. Er war schon damals Heil- und Erziehungspfleger und hat darin auch ein Studium absolviert. Seit 2015 hat er als Sozialpädagoge die Leitung einer Jugendhilfe in Baden-Württemberg. Schlagzeug spielt er nur noch zum Spaß, oder beim Unterrichten seines jüngsten Sohnes.
Auch wenn Liquido sich mit Sicherheit über eine treue Fan-Gemeinschaft glücklich schätzen kann, so fällt die Band doch auch ganz klar in das Raster des One-Hit-Wonder. Doch trotzdem hat die Band sechs Alben vorzuweisen und Narcotic-Liebhaber sollten vielleicht auch (falls nicht schon gemacht) auch diesen anderen Projekten eine Chance geben. Denn geringe Verkaufszahlen müssen noch lange kein Indiz für „schlechte Musik“ sein.
Diejenigen, die allerdings weniger Interesse daran haben, sich großartig über den Erfolgshit hinaus mit der Band auseinanderzusetzen, sollten sich jedoch vergewissern, dass Narcotic in ihren Party-Playlists vertreten ist. Zumindest werde ich das tun, denn schließlich darf man auch mittlerweile Hoffnung auf die ersten Sommerfeten haben.